Albert Kölliker
Albert Kölliker: Virchows prominentester Würzburger Kollege
Schon zur Zeit Virchows in Würzburg (1849-1856) galt Albert Kölliker (1817-1905) neben dem Pathologen als der bekannteste Forscher der medizinischen Fakultät. In den Jahrzehnten nach Virchows Rückgang an die Charite 1856 war es vor allem Kölliker, der als Studentenmagnet seiner Fakultät zu großer Blüte verhalf und sie zu einer der größten im Deutschen Reich machte.
Kölliker begann seine Karriere Anfang der 40er Jahre als Embryologe in Zürich. 1849 wurde er nach Würzburg berufen und zum Professor für Anatomie und Physiologie ernannt. Er diente seinem Institut, das in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einen ausgezeichneten Ruf hatte, über 50 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung 1903.
Berühmt wurde Kölliker vornehmlich als Histologe. Er entdeckte nicht nur die glatte Muskelzelle und zahlreiche weitere feingewebliche Strukturen, sondern systematisierte sie auch als Autor des 1. Handbuches des Histologie. Insofern gilt er zu Recht als Begründer der modernen, mikroskopischen Morphologie. Während seiner langen Lehrjahre in Würzburg versammelte er eine Schar bedeutender Schüler um sich wie z.B. Haeckel, Leydig, H. Müller, Heidenhain und Cohn.
Kölliker verstand sich während ihrer gemeinsamen Würzburger Jahre gut mit Virchow, mit dem er nicht nur das neue, naturwissenschaftliche Credo der Medizin teilte, sondern darüberhinaus eine Fülle weiterer Gemeinsamkeiten:
- Zeitgleiche Ordination in Würzburg im Sommer 1849
- Gemeinsame Arbeitsstätte: Als solche fungierte bis 1853 zunächst der alte Anatomiepavillon, danach das neugebaute Kollegiengebäude.
- Liberale Geisteshaltung: die beiden großstädtisch geprägten Forscher - Kölliker wirkte vorher in Zürich, Virchow in Berlin - galten im katholischen Würzburg als politische Radikale, was ihr gutes persönliches Verhältnis förderte.
- Medizinische Gesellschaft: Die Würzburger Gesellschaft wurde auf Initiative Köllikers gegründet. Virchow machte sie zu einem wichtigen Forum der Verbreitung seiner neuen Erkenntnisse.
- Medizindidaktik: Sowohl Virchow als auch Kölliker revolutionierten die Ausbildung in ihren Fächern mit einem praktischen Mikroskopierkurs.
- Histologie: Sowohl Virchow wie Kölliker vollzogen in ihrer Forschung den Übergang von der Makroskopie zur Mikroskopie und wurden als Histologen berühmt.
- Zellentheorie: Kölliker führte schon 1844 die Zellenlehre in die Embryologie ein und kam Virchow beinahe zuvor mit der Erkenntnis der "alleinigen Zellvermehrung durch legitime Succession", einer Grundidee der Zellularpathologie.
- Gemeinsamer Schüler: Ernst Haeckel wurde während seines Würzburger Medizinstudiums von beiden Forschern gleichermaßen geprägt. Er beschrieb Kölliker in seinen Elternbriefen.