in Haeckels Worten
Virchows Mikroskopierkurs in Würzburg, in der Schilderung durch seinen Schüler Ernst Haeckel
Virchows Schüler und späterer Assistent in Würzburg, Ernst Haeckel, war begeistert vom "Praktischen Kurs der pathologischen Anatomie und Mikroskopie" seines Lehrers. In einem Brief an seine Eltern vom 17. 5. 1855 schilderte er ihnen anschaulich die einzigartige Lehrveranstaltung:
„Wir sitzen zu 30-40 an zwei langen Tischen, in deren Mitte in einer Rinne eine kleine Eisenbahn verläuft, auf der die Mikroskope auf Rädern rollen und von einem zu anderen fortgeschoben werden. Da bekommt man denn oft in einer Stunde die merkwürdigsten und seltensten, sorgfältig für das Mikroskop zurecht gemachten pathologischen Präparate in Menge zu sehen, während Virchow dabei ganz ausgezeichnete Vorträge (natürlich dem grade in die Hände kommenden Material von der Klinik angepaßt) hält. Diese setzen dann meist die Fälle, die man vorher auf der Klinik lebend beobachtete, ins klarste Licht, wie dies auch die abwechselnd mit dem Kursus von Virchow gehaltenen Lektionen tun, bei denen er zuweilen auch seine Schüler selbst die Obduktion ausführen läßt. Grade dieser Zusammenhang zwischen dem klinisch-pathologischen, anatomischen und mikroskopischen Befund, wie man ihn so auf die klarste und bequemste Weise als ein ganzes, einheitliches Krankheitsbild erhält, ist äußerst interessant, lehrreich und wichtig. Und so etwas sucht man in Berlin, wo überhaupt an pathologische Anatomie nicht zu denken ist, ganz vergebens! Das ist nur hier.“