Schädelhöhle
Sektionsgedicht: Eröffnung der Schädelhöhle
Von einem Warzenfortsatz gehe
Der Hautschnitt auf die Scheitelhöhe
Zum andern Fortsatz in der Norm,
Daß er bekommt Hufeisenform.
Und darauf frei das Schädeldach
Bis an den Orbitalrand mach´.
Die Schuppe auch vom Occiput
Befrei´ von jedem Weichteil gut.
Waagrecht durchsäg´ den Schädel, rund
Dann zwischen Stirnbeinhöcker und
Dem obern Rand der Orbita,
Doch schon´ des Schädels Inhalt ja!
Die Säge hinten fingertief
Unter dem Lambdawinkel lief.
Drauf mit der Darmscher´ stumpfer Spitze,
Gesetzt, daß sie zu fest nicht sitze,
Die Dura mater abgewühlt,
Das Dach gelöst und abgespült.
(Hängt fest die Dura an dem Dach,
Die Sache etwas anders mach.
Durchschneide sie dann ringsum fein,
Stich auf die Crista galli ein,
Von dieser noch die Falx zu trennen.
Wirst jetzt den Deckel heben können!)
Nun wird das Schädeldach betrachtet,
Die Form und Dicke wohl beachtet,
Ob´s sehr, ob´s wenig transparent,
Ob Impressionen man erkennt;
Auch an den Nähten den Befund
Tu möglichst laut und deutlich kund;
Doch sage nie die Diagnos´ -
Hier gilt es die Beschreibung bloß!
Den medianen Sinus drauf
Mit langem Flachschnitt schneide auf.
Wenn du hier ein Gerinnsel findest
Nach Art und Schichtung du´s verkündest.
Faß jetzt mit der Pinzette zu,
Durchschneid´ die Dura rings in Ruh
Vorsichtig mit der kleinen Scher –
Mit einem Messer ist´s zu schwer.
Nun eine Hälfte umgeklappt,
Damit man alles fein ertappt,
Was in und unter ihr nicht stimmt;
Drauf man die andere Hälfte nimmt,
Die Dura wird gespannt gehoben,
Und senkrecht sticht man ein von oben,
Löst so die Falx vom Hahnenkamm
Und zieht sie nun nach hinten stramm;
Durchtrennt sie flott am queren Sinus,
- Wer das nicht weiß, hat schon ein minus! –
In toto drauf die Dura wird
Zart abgeputzt und inspiziert.
Bevor du noch an Weitres denkst,
Die Studien du darauf lenkst,
Wie stark die Gyri ausgeprägt,
Siehst wohl auch, was du – angesägt.
Weißt du es richtig anzupacken,
Legst du den Klotz jetzt in den Nacken!