Sektionen
Virchow als Prosektor in Würzburg
Schon vor seinem Amtsantritt in Würzburg 1849 hatte Virchow einige Jahre als Prosektor an der Berliner Charite gearbeitet. Auch während seiner Würzburger Zeit (bis 1856) stand die Leichenschau mit fast 1.000 Sektionen im Mittelpunkt seiner amtlichen Tätigkeit. Dabei war er zu diesen Sektionen nicht etwa verpflichtet. Seziert hätten gerne auch andere Mediziner, so etwa Anatomen oder Chirurgen, welche diese Aufgabe vor der Institutionalisierung der Pathologie wahrgenommen hatten. Jedoch besaß Virchow den ersten Zugriff auf die Leichen, weil seine Stelle als ordentlicher Professor der Pathologie ihm ausdrücklich das Recht auf die klinischen Sektionen, d.h. der im städtischen Juliusspital verstorbenen Patienten, einräumte.
Die ersten drei Jahre sezierte Virchow allein. Ab 1852 bewilligte man ihm einen Assistenten. Die meisten Leichen stammten aus dem großen Juliusspital; zusätzlich sezierte er städtische Leichen auf dem Friedhof.
Anders als damals üblich, machte Virchow überwiegend Totalsektionen. Die dabei von ihm aufgestellten sektionstechnischen Postulate verbesserten die bisher herrschenden Gepflogenheiten und wurden später allgemein verbindlich. Eine in Würzburg angefangene Publikation über die Sektionstechnik wurde erst 20 Jahre später in Berlin (1876) veröffentlicht.
Virchows handgeschriebene Protokollbücher von seiner Zeit in Würzburg (1849-1856) blieben erhalten und lassen sich im Institut für Pathologie besichtigen.