Intern
    Pathologisches Institut

    Arbeitspensum

    Virchows ungeheurer Schaffensdrang

    Anders als in Berlin, wo er auch als Sozialmediziner, Anthropologe und nicht zuletzt als Politiker in Erscheinung trat, konzentrierte sich Virchow während seiner Würzburger Jahre (1849-1856) ganz auf die Pathologie, wobei er ein gewaltiges Arbeitspensum absolvierte, ermöglicht durch eine Kombination dreier ungewöhnlichen Eigenschaften, von denen jede für sich schon außergewöhnliche Produktivität garantiert:

    • Ungeheure Motivation: von ihm selbst als "heißen Drang zur schaffenden Tätigkeit" beschrieben
    • Minimales Schlafbedürfnis: In Virchows Arbeitszimmer brannte das Licht gewöhnlich bis um 3 Uhr, obwohl der Unermüdliche frühmorgens aufzustehen pflegte.
    • Rasche Ausdrucksfähigkeit: Davon profitierte er gleichermaßen als Referent wie Autor.

    Virchows Würzburger Tätigkeit gliedert sich in 5 Hauptaktivitäten:

    • Institut: Als Prosektor seziert Virchow während seiner 7 Jahre in Würzburg ca. 900 Leichen. Außerdem betreut er die von seinem Amtsvorgänger Mohr übernommene pathologisch-anatomische Präparatesammlung.
    • Lehre: Als Professor ist Virchow auch für die Lehre der Pathologie zuständig. Zu seinen Hauptveranstaltungen zählte neben der Pathologievorlesung der berühmte Mikroskopierkurs sowie jedes Semester eine Vorlesung über ein allgemein interessierendes Thema, z.B. kontagiöse oder angeborene Krankheiten.
    • Forschung: Die Zahl seiner Forschungsthemen ist beeindruckend lang; alle Würzburger Publikationen übereinander gelegt ergeben einen Stapel von 3.000 Druckseiten
    • Editor: Virchow engagiert sich als Herausgeber mehrerer Publikationsorgane, in denen der überwiegende Anteil seiner zahlreichen eigenen Arbeiten erscheint.
    • Gesellschaft: Virchow war die treibende Kraft der "Physikalische-Medicinische Gesellschaft".

    Das Arbeitszimmer des Arbeitswütigen beschrieb sein Assistent Haeckel als „kleines, einfenstriges Stübchen, in welchem es so kunterbunt mystisch und genial liederlich aussieht, daß eine Hexenküche oder, besser, das Laboratorium eines mittelalterlichen Alchimisten, auch nur eine schwache Vorstellung davon geben kann.