Medizinische Hochburg
Würzburg entwickelt sich dank Virchow nach 1850 zur medizinischen Hochburg
Mit Virchows Berufung 1849 entwickelte sich die medizinische Fakultät der Universität Würzburg zur beliebtesten medizinischen Hochschule, nachdem die Wende von 1848 eine allgemeinpolitische Liberalisierung eingeleitet hatte, welche die Universität mit treffsicheren Berufungen nach Kräften zu nutzen verstand.
Virchows Lehrveranstaltungen sowie die von Albert Kölliker und anderen namhaften Medizinern übten nach der Mitte des Jahrhunderts eine große Attraktion auf angehende Ärzte aus. Zahlreiche Studenten zogen in die Mainmetropole, um den berühmten Pathologen zu hören. Die Mehrzahl von ihnen stammte nicht aus Bayern, sondern aus anderen deutschen Provinzen. Unter den Ausländern fanden sich Schweizer, Skandinavier, Engländer und Russen am häufigsten.
Rasant war der Anstieg der Medizinstudenten: Von knapp 100, davon weniger als die Hälfte Nichtbayern, in Virchows Berufungsjahr 1849 auf knapp 300 nur 2 Jahre später (1851) und, nach vorüber gehendem Absinken 1853, bis auf knapp 400 (davon ca. 2/3 Nichtbayern) bis zum Weggang Virchows aus Würzburg. Dagegen studierten im Wintersemester 1855/56 in Berlin nur 261 Studenten Medizin; erst 1882 löste die Hauptstadt des neugegründeten Deutschen Reiches Würzburg als beliebteste deutsche medizinische Hochschule ab.
Der Aufschwung des Medizinstudiums in Würzburg hatte zur Folge, daß die Mediziner in manchen Semestern fast die Hälfte aller Studenten ausmachten. Bei den Promotionen wurde das Übergewicht der medizinischen Fakultät erdrückend, in dem sie bis zu 10 mal mehr Doktoranden promovierte als alle anderen Fakultäten zusammengenommen.